Es stimmt schon: Es geht schneller, einen mittleren Reifendruck für alle Lasten einzustellen als immer wieder einen anderen Druck, der das Gewicht der Werkzeuge und Anhänger berücksichtigt. Aber können Sie dabei überhaupt sicher sein, dass Sie Ihre Traktorreifen nicht mit zu schweren Werkzeugen überlasten, wodurch sie schneller verschleißen oder, noch schlimmer, dass Sie keine Havarie verursachen, aufgrund der Sie die Reifen austauschen müssen?
Durch Kenntnis der Last können Sie die Leistungsfähigkeit Ihres Fahrzeugs optimal ausschöpfen, eventuell mehr laden und mit schwereren Werkzeugen arbeiten. Oder Sie stellen fest, dass Sie den Druck senken müssen, um die Traktion zu optimieren und Schlupf zu vermeiden, durch den Sie viel Zeit verlieren.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie das Gesamtgewicht Ihres Gespanns ermitteln, wie Sie Lasten am besten verteilen und warum Sie den Reifendruck an die Belastung durch Ihre Werkzeuge anpassen sollten.
In Ihre Überlegungen bzgl. einer möglichen Überlastung Ihrer Traktorreifen sollten unbedingt auch der allgemeine Kontext wie die Straßenverkehrsordnung und Sicherheitsfragen einfließen, die im Zusammenhang mit der Last ebenfalls wichtig sind.
Das Gewicht Ihres Gespanns wirkt direkt auf Ihre Reifen, das ist klar. Es muss aber der StVO entsprechen, die das zulässige Gesamtgewicht im Straßenverkehr festlegt.
Die von der Straßenverkehrsordnung tolerierte maximale Last hängt von der Leistung Ihres Traktors und der Anzahl der rollenden Achsen ab.
Bei einer Kontrolle können für zu hohe Achslasten Bußgelder verhängt oder sogar die Stilllegung Ihres Gespanns angeordnet werden, wenn die Lastüberschreitung zu hoch ist.
Überbelastung kann auch sicherheitstechnisch riskant sein, wenn Ihr Bremssystem nicht an das Gewicht Ihres Fahrzeugs angepasst ist.
Durch Bremsen verursachter Unfall aufgrund eines zu schwer beladenen Anhängers
1. Lastmanagement: mit der Last verbundene Vor- und Nachteile
Auswirkungen der Last auf die Traktion
Sie müssen, wenn Ihre Werkzeuge bzw. das Gespann insgesamt sehr schwer sind, den Druck in Ihren Reifen erhöhen, um dieses Gewicht auszugleichen, denn je schwerer Ihre Werkzeuge sind, umso mehr federn die Reifen unter dem Gewicht ein.
Sie können die Last jedoch tragen und fahren, wenn Sie den Druck erhöhen.
Auf dem Feld besteht der Nachteil eines hohen Drucks darin, dass sich der Reifen eher in den Boden eingräbt und nicht wie vorgesehen auf der Oberfläche einfedert. Durch den hohen Druck ist sein Bodenaufstand ziemlich klein, so dass auch die Aufstützfläche der Stollen auf der Erde kleiner ist. Aufgrund des Einsinkens des Reifens türmt sich viel Erde vor dem Reifen an, was dessen Rollwiderstand erhöht.
Kompaktierung vermeiden trotz Last
Bereits ab der ersten Überfahrt übt die Gesamtmasse von Traktor und Werkzeugen einen Druck auf den Boden aus, der diesen erheblich verdichten kann.
Mit der Zeit und nach vielen Fahrten wird diese Verdichtung zunehmen, das Wurzelwachstum der Kulturen behindern und in den Folgejahren zu Ertragsverlusten führen.
Sie können diese Kompaktierung verhindern, indem Sie ganz allgemein das Gewicht Ihrer Werkzeuge verringern oder, wenn das nicht möglich ist, mit VF-Reifen und weniger Druck arbeiten. VF-Reifen verteilen die Masse auf einer größeren Bodenkontaktfläche. Oder Sie legen sich größere Reifen zu, die ohne Druckerhöhung mehr Last tragen können.
Warum ein schlechtes Lastmanagement zu vorzeitigem Reifenverschleiß führt
Zu viel Last verlangt nach zu viel Druck in den Reifen, die dadurch ihre Elastizität verlieren. Ein weniger elastischer Reifen reinigt sich nicht mehr so gut selbst, so dass sich die Erde zwischen den Stollen ansammelt, was wiederum zu mehr Schlupf führt.
Die Folge ist, dass Ihr Gespann an Leistungsfähigkeit einbüßt. Die Räder drehen sich schneller als der Traktor vorankommt, und der Verschleiß nimmt proportional zur Erhöhung der Schlupfrate zu.
2. Ermittlung der Gesamtlast
Kennen Sie die maximale Last jedes Reifens?
Für jeden Reifen gibt es einen Lastindex, der auf der Seite steht. Dieser Index zeigt die maximale Tragfähigkeit des Reifens bei einer maximalen Geschwindigkeit an (im Allgemeinen bei einem Standard-Referenzdruck von 1,6 bar).
Dieser Index besteht aus einer Ziffer, gefolgt von einem Buchstaben. Die Ziffer ist der Lastindex und der Buchstabe der Index für die maximale Geschwindigkeit.
Auf dem folgenden Foto sehen wir 171 A8 links und 173 D rechts. 171 A8 entspricht einer maximalen Last von 6150 Kilo bei 40 km/h und 173 D einer Last von 6500 Kilo bei 65 km/h.
Um Ihren maximalen Lastindex zu ermitteln, müssen Sie die von Ihrem Reifenlieferanten bereitgestellte Lastindex-Entsprechungstabelle zu Rate ziehen.
Lastindex auf der Reifenflanke
Wiegen mit einem entsprechenden Instrument
Wenn Sie über eine Waage verfügen, können sie die Last auf jedem Reifen wie folgt bestimmen:
- Sie wiegen zunächst jede Achse. Dabei beginnen Sie mit der Vorderachse. Das hintere Werkzeug stellen Sie in Arbeitsposition, damit es kein Gegengewicht bildet.
- Danach wiegen Sie die Hinterachse. Jetzt müssen Sie das Werkzeug anheben, um das von Ihren Hinterreifen beim Transport auf der Straße getragene Gesamtgewicht bestimmen zu können.
- Nun können sie die Front des Traktors ballastieren, um eine gute Lastverteilung zu haben.
- Danach vergewissern Sie sich, dass das für jeden Reifen erhaltene Gewicht dem Lastindex entspricht, der auf dem jeweiligen Reifen vermerkt ist.
- Abschließen können Sie den Druck in Abhängigkeit von Gewicht und Geschwindigkeit einstellen.
Verwendung einer Waage
Berechnung des richtigen Drucks ohne Waage
Wenn Sie keine Waage haben, können Sie die Achslast berechnen. Dazu sind nur einige wenige Maße notwendig.
Für diese Berechnung benötigen Sie ein Minimum an Informationen: das Gewicht des Traktors, das Gewicht seiner Werkzeuge und das Gewicht der Ballastierung. Diese Angaben finden Sie in den Herstellerdaten:
- M1: Gegengewicht vorn oder des vorderen Werkzeugs.
- M2: Gewicht des Werkzeugs hinten.
- d1: Abstand von der Mitte des Gegengewichts vorn bis zur Mitte der Vorderachse.
- E: Abstand von der Mitte der Vorderachse bis zur Mitte der Hinterachse.
- d2: Abstand von der Mitte der Hinterachse bis zur Mitte des hinteren Werkzeugs.
- Gewicht der Vorderachse: Angaben des Herstellers.
- Gewicht der Hinterachse: Angaben des Herstellers.
Wenn Sie alle Informationen - die des Herstellers und Ihre eigenen Messungen - beisammen haben, können Sie die folgende Berechnung durchführen:
Wie bei der Gewichtsermittlung mit einer Waage überprüfen Sie abschließend, dass das ermittelte Gewicht dem Lastindex entspricht, der auf jedem Reifen vermerkt ist.
Nun können Sie den Druck in Abhängigkeit von Gewicht und beabsichtigter Geschwindigkeit einstellen.
Wissen Sie, wie Lasten richtig verteilt werden?
Wenn aufgrund der Belastung durch ein Werkzeug das meiste Gewicht auf der Hinterachse ruht, befindet sich Ihr Fahrzeug in einem Ungleichgewicht. Die Vorderachse steht nicht mehr so fest auf dem Boden, so dass der Traktor schwerer lenkbar wird.
Die Lenkung spricht nicht mehr so gut an, vor allem, wenn es feucht ist. Durch die übermäßige Last hinten haben die Reifen hinten mehr Schlupf.
Die richtige Lastverteilung für einen Traktor mit vier Antriebsrädern ist 60 bis 65% des Gewichts auf der Hinterachse und 35 bis 40 % auf der Vorderachse.
Lastausgleich durch Ballastierung vorn
Diese Verteilung kann durch Hinzufügen von Metallgewichten oder eines Werkzeugs vorn erreicht werden. Jetzt ziehen alle vier Räder gleichmäßig, wodurch die allgemeine Traktionsfähigkeit verbessert wird.
Die Lastverteilung je Achse steht auch mit der Leistung des Traktors im Zusammenhang. Das Verhältnis ist 50 kg je PS. Wenn wir also mit einem Traktor arbeiten, der 170 PS hat, beträgt die Masse des Traktors, die sich auf die Vorder- und Hinterachse verteilt, 8500 kg, das Gewicht der Werkzeuge und der Ballastierung nicht mitgerechnet.
3. VF-Niederdruck-Agrarreifen für mehr Last
VF-Reifen (VF = Very high Flexion) basieren auf einer anderen Herstellungstechnologie als Standardreifen. Aufgrund ihrer inneren Struktur können diese Reifen stark einfedern, ohne dabei Schaden zu nehmen. Sie sind biegefester, so dass sie 40 % mehr Last als ein Standardreifen tragen können.
Aus diesen Gründen eignen sie sich gut für die Arbeit mit breiten und schweren Werkzeugen, mit denen die Anzahl der Fahrten auf dem Acker bzw. die Anzahl der Transportfahrten auf der Straße, z. B. während der Ernte, reduziert werden kann.
Mit diesem Reifentyp haben Sie, vor allem, wenn die Reifen groß sin, eine sehr viel größere Abstützfläche auf dem Boden. Sie können also mit schweren Werkzeugen arbeiten, ohne den Druck erhöhen und ohne stark ballastieren zu müssen. Niederdruckreifen können bei einem Druck von 0,6 bis 0,8 bar arbeiten. Sie bieten Ihnen, bei gleichzeitigem Schutz des Bodens vor Verdichtung, mehr Traktion.
Der Blog Bridgestone-agriculture.de wird von Traktorreifenexperten geschrieben und überprüft, die Ihnen Tipps geben können, die Sie eventuell im Zusammenhang mit Ihren Landwirtschaftsreifen benötigen. Sie helfen Ihnen bei der Steigerung Ihrer Produktivität mit Informationen zu allen mit Reifen verbundenen Themen: technische Daten von Landwirtschaftsreifen – Leistungsfähigkeit von Landwirtschaftsreifen – Reifeninnendruckempfehlung für Landwirtschaftsreifen – Lösungen zur Vermeidung von Bodenverdichtung – Reifendruck Feldspritze – Ballastieren von Traktorreifen - warum und wie – usw.
Wenn Sie sich weiter informieren und die Rentabilität Ihres Betriebs steigern möchten, empfehlen Ihnen die Reifenexperten unser sehr detailliertes kostenloses Weißbuch, in dem wir erläutern, wie wichtig der Landwirtschaftsreifen für Ihre Produktivität ist.
Die meisten Personen, die diesen Artikel gelesen haben, interessierten sich auch für die folgenden Artikel, die nachfolgend in der Reihenfolge ihrer Beliebtheit aufgeführt sind:
- 5 Techniken zur Optimierung Ihrer Agrarreifen
- Warum der Geschwindigkeitsindex für Traktorreifen so wichtig ist
- Traktortuning durch mehr Reifenvolumen
- Warum ist der Rollwiderstand der Traktorreifen problematisch?
- Sind meine Traktorreifen straßentauglich?
- Agrarreifen, die für die Arbeit in Hanglage am besten geeignet sind
- Wie ich mit meinen Traktorreifen die Traktion maximieren kann
- LANDWIRTSCHAFTLICHE LOHNUNTERNEHMEN: Sensibilisierung Ihrer Teams für Reifen
- Das Management des Postens Agrarreifen in einem Maschinenring
- Zwillingsreifen oder Niederdruck-Agrarreifen, was ist besser?
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann teilen Sie ihn gern:
Diese Informationen dienen ausschließlich dazu, Sie mit den technischen und funktionellen Aspekten von Landwirtschaftsreifen und deren Verwendung vertraut zu machen. Sie erlaubt es Ihnen nicht, ein Urteil oder eine endgültige Schlussfolgerung zu einem bestimmten Problem zu treffen. Nur Ihr Landwirtschaftsreifen-Experte ist in der Lage, eine technische Bewertung vorzunehmen und von Fall zu Fall eine endgültige Entscheidung zu treffen.
Schreiben Sie
einen Kommentar
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet