Kann man eine Beule auf einem Traktorreifen reparieren?

Ist eine Beule auf meinem Traktorreifen reparierbar?

Traktorreifen werden bei der Arbeit stark beansprucht und dabei häufig auch für Aktivitäten, für die sie nicht gemacht sind, wie z. B. zum Rangieren auf dem Hof oder zum Roden, verwendet, obwohl jeder Reifen für einen bestimmten Zweck konzipiert wurde. Überlastung kann jedoch zu unsichtbaren Verletzungen führen, die sich für den Reifen als zerstörerisch erweisen können.

Wenn Sie eines Tages eine kleine Beule auf Ihrer Reifenflanke entdecken, denken Sie vielleicht – was normal ist -, dass diese Wölbung nicht so schlimm ist, denn es ist ja nur eine kleine, gut definierte Stelle, die bestimmt nicht mehr Probleme als ein kleiner Einschnitt verursacht.

Dieser Artikel beschreibt die tatsächlichen Folgen einer Beule auf einem Traktorreifen.

Wie ist ein Traktorreifen überhaupt aufgebaut?

Jeder Landwirtschaftsreifen besteht aus einer äußerst ausgeklügelten Verbindung mehrerer Bestandteile. In den Gummi sind Lagen aus gewebtem Nylon eingelassen, um seine Druckfestigkeit zu erhöhen und gleichzeitig seine Geschmeidigkeit zu bewahren. Dieses spezielle Gewebe schützt Ihre Reifen vor einer eventuellen Ausstülpung, da das enge Maschenwerk den Innendruck des Reifens perfekt abfängt.

Kann man eine Beule auf einem Traktorreifen reparieren?

Naturkautschuk

Entsteht beim Koagulieren des von den Kautschukbäumen gewonnenen Latex. Eigenschaften: Elastizität, Haftung, Festigkeit, Wasserundurchlässigkeit.

Synthetischer Kautschuk

Butadien: wird dem Naturkautschuk beigemengt, um dessen Verschleiß- und Stoßfestigkeit sowie Hitzebeständigkeit usw. zu verbessern.

Lauffläche vor dem Härten

Aufgaben: Traktion, Schnittfestigkeit, Schützen, Komfort, Stabilisieren und Lenken.
Die Stollen entstehen bei der Vulkanisierung.

Kann man eine Beule auf einem Traktorreifen reparieren?

Seitenwand vor dem Härten

Aufgaben: Flexibilität, Stabilität, Abfangen von Stößen, Schutz vor Einschnitten.
Die Markierungen entstehen bei der Vulkanisierung.

Karkasse oder Innerliner

Aufgaben: Luftkammer, Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen, Halten des Drucks, Abfangen von Stößen, Komfort.

Die Lagen

Aufgaben: Abfangen von Stößen, Schutz, Maximieren der Bodenaufstandsfläche, Lenken.
Es gibt 2 Arten von Lagen: Karkassenlagen und Stabilisierungslagen


Man könnte meinen, dass eine Konstruktion auf der Basis gewebter Stahllagen eventuell eine haltbarere Lösung sein könnte als Nylon. Diese Überlegung ist durchaus berechtigt, denn die Hersteller verwenden sehr wohl Stahl für Reifen, die extrem hohen Beanspruchungen ausgesetzt sind, aber eben nicht für Agrarreifen, da diese dann zu wenig flexibel wären.
Es gibt also ein Spannungsverhältnis zwischen einem relativ starren, sehr kompakten Reifen und der notwendigen Geschmeidigkeit, die für den Schutz des Bodens und der Felder vor zu hoher Verdichtung auch in der Tiefe notwendig ist, die zu Lasten der Kulturen und damit Ihrer Produktivität gehen würde.

Um Lasten besser auf dem Boden zu verteilen, aber auch, um die Bereiche zu stärken, die am meisten mit dem Boden im Kontakt sind, wurden Radialreifen entwickelt. Diese besitzen Abschnitte ohne Bodenkontakt, die elastischer sind, um die notwendige Geschmeidigkeit für eine Qualitätsarbeit gewährleisten zu können.
Die Radialstruktur besteht aus senkrecht zur Fortbewegungsrichtung des Rades liegenden Textillagen. Sie bilden die Struktur der Flanken und die tiefe Reifenstruktur. Diese Basis ist zusätzlich durch Lagen auf der Lauffläche verstärkt, um die Haltbarkeit des Reifens auf der Bodenkontaktfläche zu stärken. Alles in allem erhält man so eine Lauffläche, die im Vergleich mit den elastischen Flanken sehr widerstandsfähig ist.

 

1. Wie entsteht eine Beule?

Die aus mehreren Textillagen im Inneren des Reifens bestehende Struktur ist sehr fest, hat aber dennoch ihre Grenzen, vor allem bei heftigen Stößen in folgenden Situationen:

  1. Zusammenstoß mit einem natürlichen Gegenstand wie ein scharfer Stein oder eine Wurzel oder ein Ast beim Fahren auf Wegen und Feldern
  2. Beim schnellen Durchfahren von Schlaglöchern auf der Straße
  3. Überfahren metallischer Gegenstände, die auf dem Hof herumliegen, Werkzeuge, Anstoßen an Kanten anderer Maschinen …
  4. Überfahren stumpfer Gegenstände, die unter den Kulturen verborgen sind, die z. B. von Autofahrern an den Straßenrand geworfen wurden …
  5. Zusammenstoß oder Unfall mit einem anderen Landwirtschaftsfahrzeug bei z. B. einem Manöver

Bei all diesen Situationen kann es beim Aufprall zu einem Riss der internen Reifenstruktur kommen, ohne dass von außen ein Einschnitt zu sehen ist.
Die Beschädigung nimmt man nicht wahr, vor allem, wenn die Lauffläche an dem Stoß beteiligt war, wie dies beispielsweise bei Steinen oder Wurzeln der Fall ist. Sie merken erst später, dass es ein Problem gibt, z. B. beim Luftnehmen.

Es kann sich auch eine Beule auf einem Reifenabschnitt entwickeln, was zumeist an der Seite der Fall ist, die im Gegensatz zur Lauffläche nicht verstärkt ist.

Diese Beule bedeutet, dass die innere Reifenstruktur beschädigt wurde, so dass die unter Druck stehende Luft die Textilschicht durchdringt und nur noch vom Reifengummi zurückgehalten wird.
Durch den Stoß sind wahrscheinlich einige Stränge der Textileinlage gerissen, wodurch die Struktur geschwächt wurde. Die unter Druck stehende Luft verbleibt nicht mehr in der Struktur und verformt die Gummischicht als letzte Schicht, die der austretenden Luft Widerstand leistet.

Wann zeigen sich Beulen am häufigsten?

  1. Beim Luftnehmen, wenn Sie Ihren Traktor mit schwerem Gerät fahren wollen
  2. Beim schnellen Fahren auf der Straße mit Last. Dann steigt die Temperatur im Reifen auf 65 Grad, so dass sich das Material ausdehnt
  3. Im Frühjahr, wenn Sie Ihren Traktor für die Saison fertigmachen und die Luft prüfen. Oft wird bei dieser Gelegenheit eine Beule entdeckt, die auf einen Stoß im vergangenen Jahr zurückzuführen ist
  4. Bei der Reifenmontage mit einer schlechten Schmierung. Wenn das Werkzeug, mit dem die Wulst platziert werden soll, abrutscht, kann das einen Riss verursachen, so dass beim Luftnehmen an der Seite Luft zwischen die Karkassenlagen und den Gummi gelangt.
Sobald man die Beule sieht, ist das Risiko groß, dass der Reifen platzt, was jederzeit passieren kann. Beim Luftnehmen oder unter Belastung ist diese Gefahr am größten. Generell lauert sie aber jederzeit und überall: bei der Feldarbeit, beim Fahren auf der Straße oder auch beim Stehen oder Parken in der prallen Sonne.

 

2. Kann man eine Beule auf meinen Traktorreifen reparieren?

Man könnte annehmen, dass eine kleine Beule an der Reifenflanke nicht weiter schlimm ist. In Wirklichkeit ist sie jedoch nur der sichtbare Teil eines viel größeren Schadens im Bereich der Textillagen und beeinträchtigt die innere Struktur des Reifens.

Beulen sind im Allgemeinen nicht reparierbar, auch wenn in einigen sehr speziellen Fällen spezialisierte Agrarreifen-Händler die Kompetenzen und die Ausrüstung für eine Reparatur mit Hilfe von Wärme haben, die als „Vulkanisierung“ bezeichnet wird.

Wenn man Ihnen von einer Reparatur abgerät, dann deswegen, weil das Risiko, dass der Reifen platzt, einfach zu groß ist, was ja jederzeit passieren kann.
Sobald Sie eine Beule feststellen, müssen Sie anhalten, den Traktor abstellen und für Ersatz des Reifens sorgen. Sie sollten auch nicht langsam weiterfahren, weil auch dann die Beule platzen kann, Sie liegenbleiben und vielleicht noch einen Unfall verursachen.

Man kann überhaupt nicht vorhersagen, ob der Reifen noch einige Monate, Tage oder nur wenige Stunden hält.

Beule auf der Lauffläche

Bei einem heftigen Stoß auf die Lauffläche macht eine Reparatur keinen Sinn. Die reparierte Stelle kann bereits bei einer geringen Erhöhung des Reifeninnendrucks platzen, oder beim Beschleunigen auf der Straße oder wenn der Traktor beladen ist.

Wie man auf den folgenden Fotos sieht, ist macht sich eine Beule auf der Lauffläche als Riss im Innerliner des Reifens bemerkbar.

Beule auf der Lauffläche

Diese Verformung steht mit einem Riss innen im Zusammenhang; der Reifen muss unbedingt ausgetauscht werden muss.

Beule an der Wulst

Befindet sich der Riss im Wulstbereich, ist der Reifen nicht reparierbar, vor allem dann, wenn Sie bereits den Drahtkern sehen können. Der Reifen muss ausgetauscht werden, es gibt keine andere Lösung.

Beule an der Wulst
Wird bei der Montage die Wulst beschädigt, kommt es zu einer Beule in diesem Bereich

Beule auf der Seitenfläche

Eine kleine Beule an einer genau definierten Stelle in der Mitte der Seitenwand zwischen Schulter und Wulstumschlag ist vielleicht der einzige Fall, in dem eine Reparatur möglich ist.

Man muss jedoch den Zustand des Gummis auf beiden Seiten prüfen – von außen und im Reifen.

Der Reifen ist zu demontieren und innen auf Risse zu prüfen, die eventuell die Karkassenlagen beschädigt haben.

  • Wenn der Riss innen zu groß ist: Der Reifen muss ersetzt werden.
  • Wenn der Riss innen zu sehen, aber sehr klein ist: Sie können den Reifen reparieren und innen einen Flicken aufvulkanisieren, unter Einhaltung der entsprechenden Normen. Kalte Reparaturen sind sinnlos und lösen das Problem nicht, die Beule kommt dann immer wieder.

Beule auf der Seitenfläche

 

3. Welche Gefahren bringt eine Reparatur mit sich?

Wenn die innere Struktur des Reifens beschädigt ist, gibt es nur wenige Reparaturen, die Druck, Last und den ständigen Seitenwandbewegungen widerstehen denen ein Reifen bei der Arbeit ausgesetzt ist. Die Innentemperatur kann auf der Straße mit zunehmender Geschwindigkeit auf bis zu 65 Grad ansteigen. Darüber hinaus könnte der Reifen an genau derselben Stelle noch einmal einen Stoß abbekommen. Aus diesen Gründen sollte ein Reifen mit Beule ausgetauscht werden.

Dieser Austausch ist nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit, da das Risiko eines Reifenplatzers sehr real ist, wenn die Reparatur nicht ordentlich durchgeführt wurde. Sie wissen ja: Man bleibt immer im unpassendsten Moment liegen, und einen Unfall mit voller Last auf der Straße kann auch niemand gebrauchen. In beiden Fällen liegen die Kosten viel höher als für einen neuen Reifen.

 

4. Wie kann ich Beschädigungen meiner Traktorreifen vermeiden?

Immer mit dem richtigen Luftdruck fahren ist ein gutes Mittel zur Problemvermeidung, ebenso wie die Überprüfung des Luftdrucks, verbunden mit einer kurzen Sichtprüfung aller Reifen, bei der auch Beulen auffallen dürften, bevor es auf’s Feld geht.

Immer mit einem an die Situation oder durchzuführende Arbeit angepassten Reifensatz fahren. Es ist auf jeden Fall besser, sich vor einer besonders schweren Arbeit etwas Zeit für einen Reifenwechsel zu nehmen. Das schützt Ihre Technik und vermeidet eine Beschädigung Ihrer hochwertigen Reifen zur Unzeit.

Wenn Sie an einem Nachmittag Aufräum- oder Waldarbeiten geplant haben, ist es produktiver, davor Ihre neuesten VF-Reifen, die für solche Arbeiten ungeeignet sind, zu deren Schutz gegen Reifen vom Typ Forestry auszutauschen.

Traktor mit Forestry-Reifen
Traktor mit Forestry-Reifen


Die robusteren, mit Stahlgürteln ausgestatteten Forestry-Reifen sind besser vor Perforierung geschützt. Ihre mehrschichtige, hochfeste Textilstruktur ist extrem widerstandsfähig. Daneben haben diese Reifen Stollen mit mehr Gummi, Schutzhöcker bzw. Humps und eine verstärkte Karkasse. Dadurch erhält man Flanken, die im Mittel weitaus stärkere Stöße vertragen als Standardreifen.

Wenn Sie Ihre Reifen häufig auf dem Hof fahren, z. B. bei der Tierfütterung mit Manövern auf hartem Boden, aber auch regelmäßig auf dem Feld arbeiten, benötigen Sie einen verstärkten Mehrzweckreifen mit einer dickeren Gummischicht als der Durchschnitt.

In den meisten Fällen können Sie mit diesem Reifentyp Beulen aufgrund von Stößen vermeiden. Der VX-Tractor wurde z. B. mit einer neuen Gummizusammensetzung entwickelt, die verschleißfester als bei den anderen Modellen auf dem Markt ist. Seine Stollen haben 20 % mehr Gummi, die neue, widerstandsfähigere Karkassenkonzeption basiert auf einer Technologie, die Reifendrücke von 0,6 bis 2,4 bar gestattet, was perfekt für eine Mehrzwecknutzung ist und höhere Lasten ermöglicht.

Auch wenn Sie nicht vollständig vor den Folgen von Stößen geschützt sind, minimiert ein allgemein widerstandsfähigerer Reifen, der für schwerere Arbeiten gemacht ist, das Risiko eines erzwungenen Reifenwechsels wegen einer kleinen Beule beträchtlich.

 


Der Blog Bridgestone Landwirtschaft wird von Traktorreifenexperten geschrieben und überprüft, die Ihnen Tipps geben können, die Sie eventuell im Zusammenhang mit Ihren Landwirtschaftsreifen benötigen. Sie helfen Ihnen bei der Steigerung Ihrer Produktivität mit Informationen zu allen mit Reifen verbundenen Themen: technische Daten von Landwirtschaftsreifen – Leistungsfähigkeit von Landwirtschaftsreifen – Reifeninnendruckempfehlung für Landwirtschaftsreifen – Lösungen zur Vermeidung von Bodenverdichtung – Reifendruck Feldspritze – Ballastieren von Traktorreifen - warum und wie – usw.

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Diese Informationen dienen ausschließlich dazu, Sie mit den technischen und funktionellen Aspekten von Landwirtschaftsreifen und deren Verwendung vertraut zu machen. Sie erlaubt es Ihnen nicht, ein Urteil oder eine endgültige Schlussfolgerung zu einem bestimmten Problem zu treffen. Nur Ihr Landwirtschaftsreifen-Experte ist in der Lage, eine technische Bewertung vorzunehmen und von Fall zu Fall eine endgültige Entscheidung zu treffen.


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