Darf man den für Traktorreifen empfohlenen Reifendruck überschreiten?

Auch wenn es generell nicht empfehlenswert ist: Es kann in einigen Situationen interessant sein, den Druck der Traktorreifen über den empfohlenen Höchstdruck hinaus zu erhöhen, um besser arbeiten zu können oder um seine Reifen vor einer zu schweren Last zu schützen.
Ein sehr hoher Druck ermöglicht, mit schwereren Werkzeugen zu arbeiten, einen Frontlader zu verwenden oder auch ein abschüssiges Terrain bei Trockenheit zu befahren.
Ein sehr hoher Druck spart bei der Ernte viele Wege, weil man mehr laden kann.
 

Kurz und gut, ein hoher Druck ist in bestimmten Fällen durchaus sinnvoll. In diesem Artikel beschreiben wir einige Sonderfälle, in denen Sie den Druck (innerhalb akzeptabler Toleranzen und ohne zu übertreiben, da das negative Folgen für Ihre Reifen haben könnte) erhöhen können.

Wann ist eine Druckerhöhung sinnvoll?

Derzeit liegt ein niedriger Druck im Trend, um die Böden zu schützen und übermäßige Verdichtung zu verhindern, die sich nachteilig auf Ihre zukünftigen Erträge auswirken kann. Vor diesem Hintergrund sind Überlegungen, wie man den Druck über das normale Maß hinaus erhöhen kann, zunächst kontraproduktiv.

Es gibt jedoch spezielle Umstände, in denen es vorteilhaft und wirtschaftlich sein kann, den Druck innerhalb bestimmter Grenzen über die Empfehlungen (Geschwindigkeitscode und Lastindex, aus denen sich der maximale Druck ableitet) für Ihren Reifen hinaus zu erhöhen.

Hier die Fälle, in denen eine Druckerhöhung sinnvoll ist:

Sie wollen Ihren Traktor mit einem breiteren und schwereren Werkzeug ausrüsten

Zum Ausgleich der unvermeidlichen Lastverlagerung auf die Vorderreifen Ihres Traktors müssen Sie natürlich deren Druck erhöhen.

Das ist normal, aber nur dann und auch ausschließlich für die Produktivität vorteilhaft, wenn es bereits seit längerer Zeit nicht geregnet hat, so dass der Boden ausreichend fest ist und das zusätzliche Gewicht sowie den höheren Druck ohne Verdichtung tragen kann.

Zum Beispiel können Sie nach der Sommerernte mit einem sehr breiten Meißelpflug arbeiten. Dazu brauchen Sie nur wenig Traktion, und wenn Sie den Druck erhöhen, können Sie schneller fahren.

Sind all diese Voraussetzungen erfüllt, können Sie auf diesem Acker mit einem großen Werkzeug schneller arbeiten und dadurch Bearbeitungszeit sparen.

Sie beabsichtigen, mit einem Frontlader auf hartem Untergrund zu arbeiten

Für Umschlag- und Transportarbeiten auf dem Betriebshof können Sie Ihren Traktor z. B. für den Futtertransport oder auch die Stallpflege mit einem Frontlader, einer Schaufel oder Gabel ausstatten.

Die Lastverlagerung auf die Vorderachse ist besonders ausgeprägt, wenn die Container voll sind bzw. die Strohballen zum Lagern angehoben werden.

In diesem Augenblick macht sich die Druckerhöhung bezahlt, da die Reifen durch den höheren Druck an diese Belastung hervorragend angepasst sind und die Fahrgeschwindigkeit quasi null ist, so dass Ihre Reifen die Belastungen sehr viel besser vertragen.

Sie arbeiten bei Trockenheit in Hanglage

Wenn Sie Felder in Hanglage haben, ist ein höherer Druck wichtig, damit die Reifen die Lastverlagerung auf die Achse bzw. Seite aushalten können, die weiter unten steht.

Derartige Lagen sollten dann natürlich nur bei Trockenheit bearbeitet werden, um Verdichtung im Zusammenhang mit der Druckerhöhung zu vermeiden.

Ein höherer Reifeninnendruck ist hier dringend angeraten, damit der Reifen nicht von der Felge rutscht (weswegen Sie gleich den ganzen Reifensatz wechseln müssten) und um all die Folgekosten zu vermeiden, die sämtliche Vorteile aus der mit niedrigem Druck geleisteten Arbeit zunichte machen.

Sie benötigen einen Lastbonus bei der Ernte

Ein intelligentes Druckmanagement bei der Ernte ist besonders wichtig, wenn das Gewicht des beladenen Mähdreschers auf den Reifen ruht.

Wenn Sie jetzt keine passenden Reifen haben oder wenn diese nicht mit dem richtigen Druck im Einsatz sind, können Sie den Tank nicht entsprechend füllen und müssen ihn öfter entladen, was wiederum voraussetzt, dass die erforderlichen Fahrzeuge für den Abtransport zur Verfügung stehen.

Um die Arbeit nicht unnötig unterbrechen zu müssen, sollten Sie also Reifen fahren, die mehr Druck vertragen und es Ihnen dadurch gestatten, die Ladekapazität des Tanks voll auszuschöpfen. Dass Sie unter diesen Umständen die Geschwindigkeit reduzieren müssen, ist selbstverständlich.

1. Mehr Druck bei niedrigerer Geschwindigkeit mit Standardreifen

Der Geschwindigkeitscode und der Lastindex, die der Hersteller auf der Seite Ihrer Reifen angegeben hat, sind als Empfehlungen zu verstehen, die Ihnen als Orientierung dienen, innerhalb welcher Grenzen Sie sicher arbeiten können.

Sie können jedoch den Druck in den oben beschriebenen Situationen in einem bestimmten Maß erhöhen, müssen dafür aber meistenteils auch langsamer fahren.

Druck kompensiert Last

Wenn der Reifen aufgrund einer zu schweren Last an seiner Basis auf dem Boden zusammengedrückt wird und er dafür nicht gemacht wurde, kann die innere Struktur des Reifens beschädigt werden, so dass der Reifen rasch unbrauchbar wird und Sie ihn ersetzen müssen.

Durch Erhöhung des Drucks über das Limit hinaus - wenn der Reifen dies zulässt - können Sie die Last kompensieren und mit dem Reifen normal arbeiten.

Bestimmte Standardreifen wurden entwickelt, um mehr Last und einen höheren Druck vertragen zu können

Der VX-TRACTOR von Bridgestone fällt in diese Kategorie der verstärkten Standardtechnologiereifen, die auf einer soliden Karkasse basieren, welche ihnen eine sehr viel höhere Tragfähigkeit verleiht.

So haben z. B. einige Reifengrößen wie der 520/70 R38 3 Karkassenlagen und 6 Lagen auf der Lauffläche:

Dieser Reifen wurde für die Arbeit in einem Druckbereich von 0,6 bis 2,4 bar konstruiert, was weit über das Druckintervall der meisten Standardreifen hinausgeht (durchschnittlich 1,6 bar).

Mit ihm können Sie mit einem Lastbonus und einem Druck von bis zu 3 bar bei 10 km/h arbeiten, was wirklich außergewöhnlich ist, und einen Frontlader verwenden.

2. Einige Reifentechnologien vertragen mehr

VF-Reifen wurden für die Arbeit mit niedrigem Druck konstruiert und schützen Ihre Felder vor Verdichtung, wenn Sie auf feuchten Böden arbeiten, auf denen die Erde locker ist und Sie viel Leistung brauchen, um verdichtungsarm zu arbeiten.

Diese Niederdruckreifen sind jedoch nicht nur in der Lage, bei niedrigem Druck schwere Lasten tragen zu können und sowohl auf dem Feld als auch auf der Straße einsetzbar zu sein, ohne dass das ihrer Struktur schadet, sondern können auch mit hohem Druck gefahren werden, wenn das notwendig sein sollte.

VF-Reifen vertragen auch einen hohen Reifeninnendruck

Bei der Ernte ist Zeit ein kostbares Gut. Wenn Sie Ihren Traktor für den Transport einsetzen, ist es sicherlich eine kluge Entscheidung, den Druck in seinen VF-Reifen zu erhöhen, um Zeit zu sparen.

So verträgt z. B. der Reifen VT-TRACTOR einen Druck von 0,6 bis 1,6 bar. Diesen können Sie auf bis zu 2 bar steigern, ohne dessen Tragfähigkeit zu beeinträchtigen und bei der Ernte auf der Straße mit Anhänger mit einer Geschwindigkeit von bis zu max. 70 km/h fahren.

3. Mehr Druck dank Reifen, die für einen zyklischen Betrieb entwickelt wurden

Vor allem bei der Ernte ist ein höherer Druck sinnvoll, da Sie auch dann weiterarbeiten können, wenn der Tank bereits gut gefüllt und der Abtransport nicht in Sicht ist.

Wenn es die Qualität Ihrer Standardreifen erlaubt, können Sie den Druck um 25% steigern, um so die zyklischen Lasten abzufangen, die auf den vollen Tank zurückzuführen sind.

CFO IF-VF-Technologie für mehr Last ohne höheren Druck

Es geht aber noch besser, mit dem Reifen VT-Combine CFO in IF- oder VF-Technologie. Mit ihm können Sie die Last im zyklischen Betrieb bei einer Geschwindigkeit von 15 km/h ohne Druckerhöhung maximal steigern, was ein unschlagbarer Vorteil sowohl für die Last als auch für die Erhaltung des Bodens ist.

• Keine Arbeit in Hanglagen mit einem Gefälle von über 20%
• Max. Geschwindigkeit 15 km/h
• Max. Fahrstrecke 1,5 km mit maximaler Last

BEISPIEL - VT-Combine 900/60 R32 CFO - 2,4 bar

Ein Reifen VT-Combine der Größe 900/60 R32 CFO mit einem Druck von 2,4 bar kann 8.000 kg je Reifen bei einer Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h tragen.

Bei zyklischen Lasten (es steht kein Transport zur Verfügung) kann derselbe Reifen 900/60 R32 CFO VT-Combine ebenfalls bei einem Druck von 2,4 bar bis zu 13.175 kg je Reifen tragen, sofern die Geschwindigkeit auf 10 bis 15 km/h reduziert wird.

4. Achtung, nicht alle Reifenarten vertragen eine Überschreitung des auf der Seite angegebenen Drucks!

Einige Reifenmodelle sind nicht dafür gemacht, den auf ihrer Seite angegebenen maximalen Druck zu überschreiten. Prüfen Sie deswegen genau, ob der Hersteller bei Ihren Reifen einen Lastbonus zulässt.

Der Blog Bridgestone-agriculture.de wird von Traktorreifenexperten geschrieben und überprüft, die Ihnen Tipps geben können, die Sie eventuell im Zusammenhang mit Ihren Landwirtschaftsreifen benötigen. Sie helfen Ihnen bei der Steigerung Ihrer Produktivität mit Informationen zu allen mit Reifen verbundenen Themen: technische Daten von Landwirtschaftsreifen – Leistungsfähigkeit von Landwirtschaftsreifen – Reifeninnendruckempfehlung für Landwirtschaftsreifen – Lösungen zur Vermeidung von Bodenverdichtung – Reifendruck Feldspritze – Ballastieren von Traktorreifen - warum und wie – usw.

Wenn Sie sich weiter informieren und die Rentabilität Ihres Betriebs steigern möchten, empfehlen Ihnen die Reifenexperten unser sehr detailliertes kostenloses Weißbuch, in dem wir erläutern, wie wichtig der Landwirtschaftsreifen für Ihre Produktivität ist.

Die meisten Personen, die diesen Artikel gelesen haben, interessierten sich auch für die folgenden Artikel, die nachfolgend in der Reihenfolge ihrer Beliebtheit aufgeführt sind:

• 12 einfache Tipps für den richtige Reifendruck Ihrer Landwirtschaftsreifen
• Welchen Druck muss ein Traktorreifen haben?
• Die Schlüssel für das Arbeiten mit sehr niedrigem Reifeninnendruck
• Den Zusammenhang zwischen Druck, Last und Geschwindigkeit bei Agrarreifen verstehen
• Tank Air Wheel-Felgen für mehr Reifendruck in 1 Minute