Reifendruckmanagement

12 einfache Tipps für den richtige Reifendruck Ihrer Landwirtschaftsreifen

Eine kleine Druckeinstellung bei Ihren Traktorreifen vor dem Losfahren erspart Ihnen viele Unannehmlichkeiten. Zu niedriger Druck verursacht vorzeitigen Reifenverschleiß; ein zu hoher Druck kann bei hohen Geschwindigkeiten zu Unfällen führen, die Bildung von Spurrillen begünstigen und Bodenverdichtung auf den Feldern verursachen.

Durch eine regelmäßige Drucküberprüfung können Sie Verschleiß reduzieren, den Boden Ihrer Felder sowie die Qualität Ihrer Anpflanzungen schützen sowie die Rentabilität Ihres Betriebs steigern. Lesen Sie hier unsere Tipps für ein optimales Reifendruckmanagement bei Ihren Landmaschinen wie Traktor, Anhänger usw.

Warum ist der richtige Reifendruck so wichtig?

Ein falscher Reifendruck Ihrer Agrarreifen kann erhebliche Auswirkungen auf Ihre Erträge und die Qualität Ihrer Böden haben.
Zum Glück gibt es dafür Lösungen, mit denen Sie Ihre Produktivität optimieren und gleichzeitig die Lebensdauer Ihrer Reifen verlängern können.

1. Tipps zur Vermeidung von Ertragsverlusten

Zu Ihren wichtigsten Anliegen gehört die Ertragsoptimierung. Optimale Erträge hängen nicht nur von der Bodenqualität, der Bodenbearbeitung, der Düngung und den klimatischen Bedingungen ab, sondern auch von der richtigen Druckeinstellung bei Ihren Agrarreifen, die ebenfalls Ihre Produktivität beeinflusst.

Ein Reifen mit zu viel Druck wird unabhängig von der getragenen Last den Boden verdichten, so dass sich die Wurzeln Ihrer Anpflanzungen nicht mehr so gut entwickeln können. Darüber sickert das Wasser schlechter in den Boden ein. Mit zunehmender Verdichtung wird der Boden immer kompakter, und der Hektarertrag sinkt.

Neben Produktivitätsverlusten führt ein zu hoher Reifendruck vor allem bei Feuchtigkeit zu Spurrillen. Ist es erst einmal so weit gekommen, kann der Acker nur mit einigem Mehraufwand wieder instand gesetzt werden, was Zeit und Kraftstoff kostet.

Gut zu wissen: Durch Senkung des Reifendrucks schützen Sie Ihre Böden und steigern Ihre Produktivität.
Aber Achtung! Zu wenig Druck kann die Ursache für vorzeitigen Reifenverschleiß sein, sofern Ihre Reifen nicht für die Arbeit mit niedrigem Druck gemacht sind.

2. Tipps für den Schutz von Böden und Kulturen

Die Druckeinstellung ist nicht der einzige Hebel, mit dem Sie die Produktivität Ihrer Böden schützen können.

Sie können auch breitere Agrarreifen wählen, die Sie auf Traktoren und Erntemaschinen aufziehen, um die Abstützzone auf dem Boden auf einer größeren Fläche zu verteilen - natürlich nur, wenn die Furchenbreite dies erlaubt. Auf diese Art und Weise werden die Risiken für Verdichtung und das Verschieben von Bodenschichten reduziert. Diese Lösung ist somit ideal, um Ihre Böden und Kulturen zu schützen.

Breiterer Bodenaufstand = besser belüfteter Boden und weniger Spurrillen
Bodenschutz
Niedrigerer Druck = breiterer Bodenaufstand
= besser belüftete Böden und weniger Spurrillenbildung

3. Tipps zur Vermeidung von Schlupf

Schlupf gibt es zumeist, wenn der Druck in den Agrarreifen zu hoch ist. Schlupf führt zu einem Kraftstoffmehrverbrauch von über 20%.

Übermäßiger Schlupf (über 15%) bewirkt unvermeidlich, dass sich die oberen Bodenschichten horizontal verschieben, was der Bodenstruktur schadet.

In diesem Fall müssen Sie unbedingt den Reifendruck an den Boden, die Witterungsbedingungen und den Reifenverschleiß anpassen, um Schlupf zu reduzieren:

  • Auf der Straße: Ein Reifen mit einem Druck von 2 bar ist ideal, da so der Rollwiderstand auf dem Asphalt reduziert wird.

  • Auf dem Feld: Hier ist das Gegenteil der Fall. Ein Reifen mit einem zu hohen Innendruck sinkt tiefer in den Boden ein, hat eine schlechte Selbstreinigung und einen höheren Rollwiderstand.

  • Beim Pflügen und schweren Arbeiten: Ein optimaler Druck, d. h. ein Druck, der so niedrig wie möglich ist (0,8 bar), bewirkt weniger Schlupf und damit ein gutes Vorankommen, weniger Kraftstoffverbrauch, weniger Reifen- und Materialverschleiß und senkt den Arbeitsaufwand.

4. Tipps zur Reduzierung von Verschleiß

Die Ermittlung des idealen Reifendrucks für die eigenen Agrarreifen ist nicht immer leicht. Weniger Druck ist eine interessante Lösung für den Schutz der Bodenqualität, ein zu hoher Druck hingegen kann die Reifenstruktur vorzeitig schädigen. Wenn der Reifen auf dem Boden springt, hat das zur Folge:

  • anormaler Verschleiß der Stollen und Schultern
  • Erwärmung der Materialien, aus denen die Reifenstruktur besteht
  • Trennung von Gummi und Karkassenbestandteilen (Rayon und Nylon)

Um dies zu verhindern, haben Sie zwei Möglichkeiten:

  • Auf der Straße: Beim Fahren auf der Straße nimmt der Widerstand des Reifens auf dem Boden zu, was zu einer Temperaturerhöhung im Reifen führt. Dadurch kann es zu Beschädigungen sowie schnellerem Verschleiß der Lauffläche kommen. All das beeinflusst natürlich die Lebensdauer des Reifens. Um den Verschleiß zu reduzieren, müssen Sie den Druck im Verhältnis zum Normaldruck nur etwas erhöhen, vor allem, wenn Sie beladen fahren.

  • Auf dem Feld: Hier ist die Verwendung der Reifen mit optimalem Druck angeraten (wir verweisen auf die Daten des Herstellers oder Sie wenden sich an Ihren Reifenhändler). Sollten Sie VF-Reifen fahren, gilt, dass diese aufgrund ihrer Fähigkeit, gut einfedern zu können, mit sehr niedrigem Druck gefahren werden können.

5. Tipps zur Reduzierung des Verbrauchs

Eine falsche Druckeinstellung bei Ihren Agrarreifen führt unweigerlich zu Kraftstoffmehrverbrauch. Dieser hängt davon ab, ob Sie auf der Straße oder auf dem Feld fahren.

  • Auf der Straße: Wir raten dringend, den Druck Ihrer Agrarreifen auf 2 bar hochzuregeln, um bis zu 30% Kraftstoff einsparen zu können.

  • Auf dem Feld: Vermeiden Sie, mit einem zu hohen Druck zu arbeiten, da Sie damit den Rollwiderstand erhöhen, weil Sie leichter in den Boden einsinken. Empfohlen wird ein niedriger Druck von ca. 0,8 bar, der Schlupf und Kraftstoffverbrauch reduziert.

6. Tipps zum Schutz der eigenen Gesundheit

Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass ein falscher Reifendruck für Ihre Gesundheit schädlich sein kann? Ihr Komfort und vor allem Ihre Sicherheit hängen nämlich auch von der Höhe des Drucks in Ihren Landwirtschaftsreifen ab:

  • Auf der Straße: Hier sollten Sie mit einem höheren Druck fahren, weil dies Ihrer Sicherheit dient. Sie können besser Spur halten und verbessern das Bremsverhalten Ihres Traktors.

  • Auf dem Feld: Ein niedrigerer Druck dämpft Vibrationen besser. Das beugt Müdigkeit sowie Rückenschmerzen vor.

 

Berechnung des richtigen Drucks Ihrer Landwirtschaftsreifen

Zusätzlich zu den vorherigen Tipps gibt es ebenfalls Mittel und Möglichkeiten, den richtigen Druck Ihrer Landwirtschaftsreifen in Abhängigkeit von bestimmten Parametern (Größe, Last, Geschwindigkeit, Boden usw.) zu berechnen, um deren Lebensdauer und Ihre Erträge zu optimieren.

7. Manuelle Berechnung der Last auf jeder Achse

Wenn Sie keine Waage haben, können Sie die Last für jede Achse auch manuell berechnen, um dann den richtigen Druck zu bestimmen, der Ihre Reifen schont.

Dafür benötigen Sie die folgenden Angaben:

  • Das Leergewicht des Landwirtschaftsfahrzeugs: Dieses Gewicht steht in den Unterlagen des Herstellers (Gewicht der Vorderachse, Gewicht der Hinterachse).
  • Das Ballastgewicht vorn M1 oder des vorderen Werkzeugs, sofern vorhanden.
  • Das Gewicht des hinten getragenen Werkzeugs M2: Angaben des Herstellers.

Danach müssen Sie den Abstand messen:

  • D1: den Abstand von der Mitte der Vorderachse bis zur Mitte des Ballastgewichts vorn (M1).
  • D2: den Abstand von der Mitte des hinten getragenen Werkzeugs (M2) bis zur Mitte der Hinterachse.
  • E: den Abstand von der Mitte der Hinterachse bis zur Mitte der Vorderachse

Wenn Sie alle Daten ermittelt haben (einige stehen auch in den Unterlagen des Konstrukteurs bzw. Herstellers), müssen Sie nur noch die folgende Formel anwenden:

Formel zur Berechnung der auf jeder Achse ruhenden Last
FORMEL ZUR BERECHNUNG DER LAST
  • Gewicht der Vorder- und Hinterachse - Leergewicht des Landwirtschaftsfahrzeugs: Diese Angaben stehen in den Unterlagen des Konstrukteurs (Gewicht der Vorderachse, Gewicht der Hinterachse).
  • M1 - Ballastgewicht vorn oder ggf. des vorderen Werkzeugs
  • M2 - Gewicht des hinten getragenen Werkzeugs: Angaben des Herstellers
  • D1: Abstand von der Mitte der Vorderachse bis zur Mitte des Ballastgewichts vorn (M1)
  • D2: Abstand von der Mitte des hinten getragenen Werkzeugs (M2) bis zur Mitte der Hinterachse
  • E: Abstand von der Mitte der Hinterachse bis zur Mitte der Vorderachse

8. Ermittlung der Achslast mit Waagen

Waage für die Hinterachse des TraktorsMit Waagen erhalten Sie exakte Werte, vor allem, was das von jeder Achse tatsächlich getragene Gewicht betrifft. Dieses Ergebnis müssen Sie nur noch durch zwei dividieren und können dann den optimalen Druck für jeden Reifen festlegen.

Gut zu wissen: Vergewissern Sie sich beim Wiegen der Vorderachse, dass das Gerät hinten abgestellt ist. Beim Wiegen der Hinterachse muss das Werkzeug hinten angehoben sein (zwecks Berücksichtigung der tatsächlichen Belastung beim Fahren).

9. Verwendung einer Smartphone-App

Sie können den idealen Druck für Ihre Agrarreifen aber auch mit einer speziellen Online-App berechnen. Dafür müssen Sie über alle relevanten Daten wie z. B. das Gewicht Ihres Landfahrzeugs und Ihrer Werkzeuge verfügen. Dann braucht es nur noch wenige Klicks, und Sie erhalten ein geschätztes Gewicht sowie den entsprechenden Druck.

Bridgestone-App zur Druckberechnung

Um Ihnen bei der Einstellung des Drucks zu helfen, haben Bridgestone und Firestone die Tyre Pressure Bridgestone-App entwickelt. Nachdem Sie Ihren Reifen ausgewählt haben, geben Sie das von Ihren Reifen zu tragende Gewicht ein.

Sie erhalten dann automatisch den optimalen Druck, den Sie dann nur noch einstellen müssen.

  • Laden Sie hier die kostenlose BRIDGESTONE-App für Android oder für das iPhone herunter
  • Laden Sie hier die kostenlose App der FIRESTONE AG für Android oder für das iPhone herunter

 

Lösungen, um immer mit Reifen mit dem richtigen Druck zu fahren

Es stimmt definitiv nicht, dass der Druck in einem Traktorreifen immer konstant sein soll, im Gegenteil. Er muss häufig, ggf. täglich geändert werden. Wie, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • von der getragenen Last
  • von der Außentemperatur
  • vom Abnutzungsgrad des Reifens
  • von der Art der Nutzung der Reifen: Bodentyp, Erwärmung beim Fahren …

Hier einige Tipps, die Ihnen dabei helfen, mit Ihren Agrarreifen immer mit dem richtigen Druck zu fahren.

10. Richtig handeln und den Druck manuell einstellen

Damit der Druck Ihrer Reifen immer dem jeweiligen Verwendungszweck entspricht, müssen Sie ihn regelmäßig überprüfen und ggf. korrigieren. Wenn Sie dafür keine Spezialwerkzeuge besitzen (TPMS), können Sie das auch manuell machen und den Druck an die Last und die geplante Tätigkeit anpassen. Lesen Sie ggf. noch einmal die obigen Tipps für den jeweils richtigen Druck auf dem Feld und auf der Straße.

11. VF-Niederdruckreifen fahren

Niederdruck-Landwirtschaftsreifen sind echte Wunderwerke der Technik und eine effektive Lösung zur Reduzierung von Bodenverdichtung. Sie haben nämlich den Vorteil, die Last des Landfahrzeugs auf einer größeren Fläche zu verteilen. Dank ihrer verstärkten Struktur sind VF-Reifen sehr verschleißfest und zeichnen sich durch eine optimale Lebensdauer aus.

Der Druck in einem Standard-Landwirtschaftsreifen darf nicht unter 1,2 bar sinken, in einem Niederdruckreifen hingegen kann er bis zu 0,8 bar betragen! Dadurch können VF-Reifen bis zu 40 % mehr Last tragen, ohne den Boden durch Verdichtung zu schädigen oder dessen Struktur zu beeinträchtigen.

12. Eine Reifendruckregelanlage installieren

Manchmal fehlt für die Überprüfung des Reifendrucks der Agrarreifen einfach die Zeit. Glücklicherweise gibt es heute diverse Hilfsmittel, die diese Aufgabe regelmäßig und systematisch übernehmen bzw. Hilfestellung leisten.

Zu diesen Hilfsmitteln gehört die Reifendruckregelanlage als die bequemste Lösung. Hierbei handelt es sich um eine Vorrichtung, die direkt an den Reifen angebracht ist, um deren Druck während der Benutzung einzustellen. Gesteuert wird sie über ein so genanntes elektronisches OCP-Modul, das in der Fahrerkabine installiert wird und über das die Reifendruckregelanlage bedient wird. Das System besteht aus:

  • Drehkupplungen für die Luftzirkulation zwischen dem drehenden Rad und der starren Achse.
  • einem Kompressor als Kernstück der Anlage. Bei Fahrzeugen, die über keinen Druckluftgenerator verfügen, muss dieser Kompressor nachträglich installiert werden.
  • einem weiteren Kompressor (optional) zur Verkürzung der Dauer des Luftnehmens.
Reifendruckregelanlage an einem 3-achsigen Anhänger
Gut zu wissen: Wenn Sie am selben Tag auf dem Feld und auf der Straße fahren, wie z. B. während der Ernte, ist es ratsam, den Druck in Ihren Agrarreifen mit einer Reifendruckregelanlage einzustellen. Diese bietet den Vorteil, dass sie den Druck an die Geschwindigkeit, die Last sowie an die Art des Untergrunds anpasst.

 


Der Blog Bridgestone-agriculture.de wird von Traktorreifenexperten geschrieben und überprüft, die Ihnen Tipps geben können, die Sie eventuell im Zusammenhang mit Ihren Landwirtschaftsreifen benötigen. Sie helfen Ihnen bei der Steigerung Ihrer Produktivität mit Informationen zu allen mit Reifen verbundenen Themen: technische Daten von Landwirtschaftsreifen – Leistungsfähigkeit von Landwirtschaftsreifen – Reifeninnendruckempfehlung für Landwirtschaftsreifen – Lösungen zur Vermeidung von Bodenverdichtung – Reifendruck Feldspritze – Ballastieren von Traktorreifen - warum und wie – usw.

Wenn Sie sich weiter informieren und die Rentabilität Ihres Betriebs steigern möchten, empfehlen Ihnen die Reifenexperten unser sehr detailliertes kostenloses Weißbuch, in dem wir erläutern, wie wichtig der Landwirtschaftsreifen für Ihre Produktivität ist.

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Diese Informationen dienen ausschließlich dazu, Sie mit den technischen und funktionellen Aspekten von Landwirtschaftsreifen und deren Verwendung vertraut zu machen. Sie erlaubt es Ihnen nicht, ein Urteil oder eine endgültige Schlussfolgerung zu einem bestimmten Problem zu treffen. Nur Ihr Landwirtschaftsreifen-Experte ist in der Lage, eine technische Bewertung vorzunehmen und von Fall zu Fall eine endgültige Entscheidung zu treffen.


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