Sie wissen, dass die Voreilung ein wichtiger Faktor für den effizienten Einsatz Ihrer Reifen ist und dass die Nichtbeachtung dieses Parameters das Verhalten Ihres Traktors bei der Arbeit beeinflusst.
Leider merkt man nicht sofort, dass es die Voreilung ist, die nicht stimmt. Darüber hinaus gehört sie zu den eher schwierigen mechanischen Einstellungen.
Bei Traktoren mit Allradantrieb ist die Voreilung direkt mit dem Reifendurchmesser und dem Achsverhältnis des Fahrzeugs verbunden.
Um zu verstehen, warum man die Voreilung bei jedem Reifenwechsel überprüfen sollte, hier die Vorteile, die Ihnen eine optimale Voreilung bietet:
Bei einem Traktor mit vier Antriebsrädern müssen sich die Räder auf der Vorderachse etwas schneller drehen als die Räder auf der Hinterachse, damit sie leicht ziehen und die Traktormechanik wie Motor, Getriebe, Differentiale usw. reibungslos arbeiten kann. Dieser Unterschied in der Drehgeschwindigkeit wird in Prozent ausgedrückt und als Voreilung bezeichnet.
Damit die Vorder- und Hinterachse auch nach einem Reifenwechsel synchron laufen, ist die Voreilung zu überprüfen.
Im Allgemeinen liegt die Toleranz bei jedem Traktor bei 0,5 bis 5 %. Ideal sind für eine optimale Traktion jedoch 2,5 %. Wenn dieser Parameter richtig eingestellt ist, profitieren Sie von einer höheren energetischen Effizienz Ihres Traktors, d. h. Sie sparen Kraftstoff.
Verschiedene Rotationsgeschwindigkeiten zwischen den Reifen auf der Vorder- und der Hinterachse beschleunigen den Reifenverschleiß.
Bei einer gut eingestellten Voreilung hingegen verlängert sich die Lebensdauer Ihrer Reifen. Der optimale Prozentsatz liegt zwischen 1,5 und 3 %. Je weiter Sie sich jedoch den 2,5 % annähern, umso mehr schützen Sie die Stollen vor Verschleiß, d. h. verlängern Sie die potentielle Lebensdauer Ihrer Reifen.
Der Agrarreifen ist für die Verbindung zwischen dem Traktor und dem Boden verantwortlich. Seine Stollen stützen sich auf der Erde ab und sorgen dafür, dass sich das Fahrzeug bewegt.
Für eine gute Traktion müssen die Stollen gut auf dem Boden haften und dürfen nur wenig rutschen.
Ihre Griffigkeit wird von mehreren Parametern beeinflusst. Dazu gehören natürlich die Witterungsbedingungen, aber auch der Druck, der Reifenverschleiß und nicht zuletzt die Voreilung.
Eine falsche Voreilung, ob zu stark oder zu schwach, wirkt sich nämlich immer auf die Vorderachse aus, die entweder zu stark bremst oder zieht.
Bei einer zu großen Voreilung über 5 % ziehen die Vorderräder im Verhältnis zu den Hinterrädern viel zu stark. Sie sehen das am Abrieb an der Hinterkante der Stollen, die scharf wie eine Messerschneide sind.
Sie haben festgestellt, dass Sie vorn viel zu viel Schlupf haben. Dieser ist sehr wahrscheinlich auch auf eine zu große Voreilung zurückzuführen (über 5%).
In diesem Fall gräbt sich der Vorderreifen, der zu stark zieht, in den Boden ein, wenn dieser locker ist, oder er hat bei schlechten Witterungsbedingungen Schlupf.
Wenn Sie jetzt Ihre Reifenkonfiguration nicht verändern, werden Sie feststellen, dass die Traktion leidet, weil die Vorderreifen über den Boden rutschen.
Bei einer zu niedrigen positiven Voreilung von zirka 0,5% werden nicht alle vier Antriebsräder des Traktors voll genutzt, so dass die Traktion nicht optimal ist.
Liegt die Voreilung unter 0,5 % oder ist sie sogar negativ, schiebt die Hinterachse die Vorderachse. In diesem Fall zieht die Vorderachse nicht mehr, sondern bremst sogar. Dies führt u. a. zu einer Erwärmung der vorderen Radnaben sowie zu mehr Schlupf hinten. Diese negative Voreilung stresst den Antrieb und stellt für die Vorderachse eine übermäßige mechanische Belastung dar.
Für Sie macht sich dieses Problem bei Straßenfahrten beim Bremsen bemerkbar: Sie hören ein Klacken, was bedeutet, dass sich die Vorderachse automatisch zugeschaltet hat. Durch das häufige Zuschalten verschleißt das Kopfritzel, das dann aufwendig repariert werden muss und Kosten verursacht, die vermeidbar gewesen wären.
Wenn man zwei unterschiedliche Reifenmarken auf der Vorder- und der Hinterachse verwendet, kann es passieren, dass die Voreilung nicht stimmt, auch wenn die jeweiligen Reifengrößen richtig sind. Der Grund dafür ist der Abrollumfang der Lauffläche, der in Abhängigkeit von der Stollenhöhe unterschiedlich sein kann, wenn Sie zwei verschiedene Reifenmarken verwenden.
Gemäß den ETRTO-Normen sind zwar die Abmessungen der Marken aufeinander abgestimmt, was sich allerdings nur auf die Breite und die Höhe des Reifens sowie die Felgengröße bezieht, aber leider nicht auf den Umfang der Lauffläche, der unterschiedlich sein kann.
Da jedoch die Voreilung auf der Basis dieses Umfangs berechnet wird, ist es gut möglich, dass Ihre Voreilung außerhalb des gewünschten Bereichs liegt, wenn Ihr Reifensatz bereits am Limit ist.
Von einem Markenmix zwischen der Vorder- und der Hinterachse ist demzufolge bei einem Reifenwechsel abzuraten.
Das gleiche Problem haben Sie, wenn Sie unterschiedliche Reifentechnologien verwenden.
Vergleicht man eine Standardreifenmontage vorn mit VF-Reifen hinten (mit theoretisch gleichen Abmessungen), wird man feststellen, dass der Radius unter Last verschieden ist, da die Reifen nicht gleich elastisch sind.
Das kann sich negativ auf den Toleranzbereich der Voreilung auswirken.
Da sich die Fähigkeit einzufedern bei schweren Lasten zwischen den beiden Technologien unterscheidet, wird sich aufgrund der starken Verformung der VF-Reifen deren tatsächlicher Abrollumfang verändern und Ihre Voreilung komplett verfälschen.
Bei einem Reifenwechsel ist der Verschleiß in die Berechnung der Voreilung einzubeziehen. Wenn Sie nur die Reifen auf der Hinterachse erneuern, haben Sie eine erhebliche Abweichung zwischen dem neuen Reifen hinten und dem halb verschlissenen Reifen vorn. Gleiches gilt umgekehrt für die Vorderachse.
Die Berechnung der Voreilung ist eng mit dem Abrollumfang Ihrer Reifen verbunden. Ändert sich der Abrollumfang aus einem beliebigen Grund, beeinflusst das unweigerlich auch die Voreilung, was zu Funktionsanomalien führen kann.
Wenn sich Ihre Vorderreifen in derselben Geschwindigkeit abnutzen wie Ihre Hinterreifen, bleibt die Voreilung ausgewogen und stimmt während der gesamten Lebensdauer Ihrer Reifen. Bei einem Reifenwechsel ist also die richtige Voreilung neu zu berechnen, was bedeutet, dass nicht unbedingt die gleiche Größe passt.
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